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Landschaftsarchitektur heute - und morgen?

Foto: Andrea Damm, www.pixelio.de

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Von Hans Gerd Kleymann

„Wir haben für das Jahr 2030 beschlossen, die Studiengänge der Landschaftsarchitektur zu beenden“, gab das neue Bundesbildungsamt (eine Google Tochter) per Twitter bekannt. Zur Begründung hieß es kurz und knapp: „Eine generalistische Ausbildung ist nicht mehr zeitgemäß und findet damit keine Begründung in unserer Bildungslandschaft“.

Adieu, ihr grüngoldenen Zeiten der Landschaftsarchitekten als Retter der Natur und Landschaft. Willkommen ihr UmweltingenieurInnen der Fachgebiete Klimaszenarien und ihre Wirkungen mit der Vertiefungsrichtung Starkregenereignisse, des Fachgebietes Pflanzenkunde mit der Vertiefungsrichtung Sichere Ernährung von Bienenstaaten, dem Sonderstudiengang Kleinstgrünflächen für die Bevölkerung in verdichteten Stadtquartieren.

Generalisten oder Spezialisten?

Anfang 2014 wurde ich aus dem bdla-Landesverband Sachsen-Anhalt als Fachsprecher in den Arbeitskreis Ausbildungswesen beim bdla-Bund berufen. Obwohl wir in unserem Büro schon sehr oft Studienabsolventen*innen bei ihrem Start in das Berufsleben begleitet haben, waren mir Ziel und Zweck eines Arbeitskreises Ausbildungswesen inhaltlich nur wenig bekannt.

Das Studium der Landschaftsarchitektur soll möglichst breit und querschnittsorientiert angelegt sein.

Nach vier Jahren und Arbeitskreissitzungen an den Hochschulstandorten München, Weihenstephan, Nürtingen, Neubrandenburg und Höxter ist mein Fazit der Arbeit in diesem Gremium uneingeschränkt positiv. Das Engagement des bdla und seiner Mitglieder trägt wesentlich zur Weiterentwicklung und Zukunftssicherung unseres Berufsstandes bei und sollte natürlich von weiteren Mitgliedern der Landesgruppen getragen werden. Neben unseren festen Tagesordnungspunkten – wie Austausch mit der BundesFachschaftLandschaft (BuFaLa), Anwendung des BAK-Leitfadens zu Eintragungsvoraussetzungen, Neues von den Hochschulen, Neues aus den Verbänden etc. – finden Besuche und der Dialog mit den Professoren*innen des jeweiligen Hochschulstandortes statt. Dazu sind auch die Juniorsprecher*innen des jeweiligen Landesverbandes eingeladen.

Der Austausch mit den Hochschulen ist sehr intensiv und als zentrales Thema kristallisiert sich die Diskussion um das Thema „Generalisten oder Spezialisten“ als Themenschwerpunkt heraus. „Gehört Naturschutz zur Landschaftsarchitektur?“ ist häufig der Knackpunkt in der Diskussion. Wir als Arbeitskreis Ausbildungswesen sehen den Generalisten als den Weg in die Zukunft der Landschaftsarchitektur.

Der Arbeitskreis arbeitet zudem der bdla-Bundesgeschäftsstelle Stellungnahmen beziehungsweise Positionspapiere zu. 2016 wurde zum Beispiel gemeinsam mit dem BGL und dem BdB ein Positionspapier „Praxisbezug in der Hochschulausbildung in den Studiengängen Landschaftsbau und Landschaftsarchitektur“ erarbeitet. Zitat: „Das Studium der Landschaftsarchitektur soll möglichst breit und querschnittsorientiert angelegt sein und sowohl kreativ gestalterische als auch naturwissenschaftlich-technische, planerische und gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Aspekte umfassen bzw. entsprechende Kompetenzen entwickeln.“

Wer will (noch) Landschaftsarchitekt werden?

Dieser Ansatz ist sicherlich für uns als Berufsstand richtig; aber die Frage nach der Vermittlung dieser Inhalte in der Öffentlichkeit und ihre Wirkung auf unseren Berufsnachwuchs muss gestattet sein. Werbeprofis würden hier wohl von Wortmonstern sprechen.

Die Vorteile einer Ausbildung zum Generalisten der Öffentlichkeit zu vermitteln, ist die Zukunftsaufgabe unseres Berufsverbandes.

Das Interesse für Landschaftsarchitektur, Natur und Pflanzen ist weiterhin stark ausgeprägt, konkurriert aber stark mit anderen Berufsgruppen.

Auf unserer Klausurtagung im Frühjahr 2018 in Rostock haben wir uns mit dem Thema „Wie werden Schüler für ein Studium der Landschaftsarchitektur motiviert?“  beschäftigt. Aus Umfragen von verschiedenen Universitäten und Verbänden lassen sich (in Kurzform) folgende Tendenzen ableiten: Das Interesse für Landschaftsarchitektur, Natur und Pflanzen ist weiterhin stark ausgeprägt, konkurriert aber stark mit anderen Berufsgruppen.

Wichtig sind natürlich auch die Anforderungen an den Studienort, die interessierte Schüler*innen und Studienanfänger*innen an die Hochschule stellen. Hier führen in den Umfragen oft „Wohnortnähe“, „angenehme Studienatmosphäre“ und „angenehmes Studienumfeld“, gepaart mit einer „Neugier auf die Studieninhalte“. Wie die Studenten der Landschaftsarchitektur und Umweltplanung an der Hochschule Anhalt ihr Studium definieren, ist auf YouTube erlebbar.

Der Arbeitskreis Ausbildungswesen ist sich einig, dass die Zukunft der Landschaftsarchitektur nur gelingen kann, wenn wir im bdla unser Berufsbild einer breiten Öffentlichkeit prägnant und natürlich in seiner Bedeutung vor Augen führen können. Dazu wäre es sinnvoll, auch mit dem Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit über eine gemeinsame Veranstaltung nachzudenken. Möge die Macht (und Google) mit uns sein, auch in ferner Zukunft noch als LandschaftsarchitektInnen unsere Berufung ausüben zu können.


Autor: Hans Gerd Kleymann, Landschaftsarchitekt bdla, Planerzirkel, Halle/Saale, Fachsprecher Ausbildungswesen und Vorstandsmitglied des bdla Sachsen-Anhalt. Der Text erschien in der bdla-Verbandszeitschrift "Landschaftsarchitekten" 3/2019. Foto: www.pixelio.de

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