Hamburg

Hamburger Grüntöne waren zu Besuch auf dem Ohlsdorfer Friedhof

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„Von der Nekropole zur lebendigen Stadt“ - Bart Brands (Karres & Brands) hat das Thema der diesjährigen Hamburger Grüntöne in seinem Einführungs-Vortrag sehr treffend betitelt. Die Grüntöne haben in diesem Jahr den Ohlsdorfer Friedhof besucht, der aufgrund veränderter Bestattungskultur und Demographie perspektivisch vielen Veränderungen entgegensieht. Eine städtebauliche Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsstrategie ist entstanden, deren erste Maßnahmen auf dem Friedhof heute sichtbar sind.

© Feiler

© Feiler

Gemeinsam mit Jessica Uhrig vom Büro Ando Yoo Landschaftsarchitektur, Bart Brands sowie Marc Templin, Landschaftsarchitekt und stellvertretender Friedhofsleiter, wurden Planungsgrundsätze und Entwicklungsperspektiven zunächst in der Planungstheorie mittels Einführungsvorträgen erläutert, ehe auf einem ausführlichen Spaziergang der Erfolg der Umsetzung an einigen Stationen diskutiert wurde.

Der erste Halt der Gruppe lag am sogenannten Bahn-Eingang gegenüber der S-Bahn-Station Ohlsdorf, unweit des eigentlichen Haupteingangs gelegen. Dass Denkmalschutz-Belange mit Belangen der Barrierefreiheit manchmal in Konkurrenz treten, wurde auch entlang des Haupteingangs deutlich, wo ein barrierefreier Zugang in verschiedenen Varianten gedacht, aber aus Gründen des Denkmalschutzes nicht umgesetzt wurde. Herausfordernd für Karres & Brands war zudem eine Fragestellung zur Besucherlenkung: wie können Besucher:innen, die von der S-Bahn Ohlsdorf kommen, inituitiv am kleineren Nebeneingangs-Gebäude vorbei zum dahinter versteckt liegenden Haupt-Gebäude gelenkt werden?

Eine weitere Maßnahme, die aus dem „Nachhaltigkeits- und Entwicklungskonzept 2050“ hervorgegangen ist, ist die Wieder-Entdeckung und Wieder-Zugänglichkeit der Südteichinsel. Das Büro Ando Yoo Landschaftsarchitektur zeichnet hierfür verantwortlich und war an diesem Tag durch die Projektleiterin Jessica Uhrig vertreten. Die Insel war bis 2021 nicht mehr begehbar, ihr Potential sollte aber gehoben werden. Ein Gutachten mit Kartierung bildete die Grundlage für den Entwurf von Ando Yoo, in dessen Zentrum eine neue Brücke sowie weitere neue Aufenhaltspunkte auf der Insel standen. Diese neue Brücke stellt die historische Blick-Verbindung zum Cordes-Brunnen wieder her.

Um Sichtbezüge ging es auch beim letzten thematischen Schwerpunkt, den Wegeachsen des Friedhofs am Beispiel der sogenannten Südachse. Entlang der Achsen wurde „rücksichtslos“ ausgelichtet, wie Bart Brands es nannte, sodass Wegebezüge und Blickachsen wieder sicht- und erlebbar werden. Diese Maßnahme hat Licht in die Friedhofsräume gebracht und gleichzeitig Knotenpunkte gestärkt. Darüberhinaus konnte hier der Friedhof zum Grünen Ring der Hansestadt Hamburg und zur angrenzenden Schule geöffnet werden.

Auf einem Rundgang durch die Innenstadt konnten sich die etwa 25 Kolleginnen und Kollegen davon selbst überzeugen.

   

• © Feiler & König

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Nur vorsichtig und in kleinen Dosen verabreicht greifen im Masterplan entstandene Ideen, den Friedhof auch in der Nutzung zu öffnen. Können Teilbereiche, die als Bestattungsfläche nicht mehr benötigt werden, an andere Nutzende verpachtet werden? Könnten Vereine hier Boule spielen, wäre eine Zusammenarbeit mit Museen denkbar, um Landart-Projekte zu realisieren? Was ‚verkraftet‘ die Nutzung Friedhof? Und ist nicht ein Friedhof nicht nur für die Toten da, sondern auch für die Lebendigen? Können Friedhöfe der Zukunft neue Rituale schaffen, könnte es ‚erlaubt‘ sein, dass hier Konzerte stattfinden?

Bei Suppe und einem Getränk fanden die Grüntöne 2025 ihren Ausklang. Vielen Dank an Jessica Uhrig, Bart Brands und Marc Templin für die über den alltäglichen Horizont hinausgehende Exkursion und spannende Gedanken-Experimente.

Kerstin König, Hamburg, 24.09.25

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