Schleswig-Holstein

Nachlese zur 40. Malenter Runde

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Am 14. Und 15. November hat die Malenter Runde ihr 40-jähriges Jubiläum veranstaltet und gefeiert. Das Motto „Zurück in die Zukunft“ hat als roter Faden durch die Tage geleitet.

© Jansen / König / Tams

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Angelika Jacobs hat, traditionsgemäß, mit ihren Gedanken zur Zukunft stimmungsvoll und nachdenklich auf das Thema eingestimmt. Wird die Zukunft falsch erzählt? War sie früher besser? Nicht zuletzt für die folgenden Generationen braucht es ein Verständnis für die Gegenwart, die Zukunft möglich zu machen. Denn: Zukunft ist das, was wir heute gestalten. Zukunft ist Haltung, so ihr Fazit.

Durch das weitere Tagungs-Programm hat das Moderatoren-Team Steffi Werhahn und Bernward Benedikt Jansen geführt. Gleich zu Beginn war Interaktion und Diskussion gefragt, denn in Kleingruppen wurden Themen rund um die Zukunft unserer Profession gestellt und anschließend dem Gremium vorgestellt.

Einen spannenden ersten Auftaktvortrag hielt Prof. Henrik Schultz von der FH Osnabrück zum Thema Raumbilder, einem ergänzenden Instrument in der Flächenplanung. An Beispielen wie Die Grünen Finger von Osnabrück sowie dem Projekt Rheinliebe IBA Basel mit Station C23 und rabe landschaften konnte er verdeutlich, dass Raumbilder Leitbilder mit einer möglichst großen Akzeptanz unter Akteuren und Beteiligten entstehen lassen können.

Nach dem Mittagessen hat Stephan Lenzen, über dessen Besuch sich der Landesverband Schleswig-Holstein besonders gefreut hat, den Nachmittag eingeläutet mit seinem Plädoyer, dass Landschaftsarchitekt:innen kraftvoll und optimistisch sein mögen. Darüber sollte während der abschließenden Podiumsdiskussion noch zu sprechen werden.

Sachlich in die Zukunft hat Dr. Andreas Villwock vom Helmholz Zentrum mit den Teilnehmenden geblickt. Seine Zahlen belegen, dass das Klima für die nächsten 20 Jahre vorhersehbar ist – notwendige Weichen, die wir heute in der Gegenwart stellen, werden sich erst ab ca 2045 bemerkbar machen. Heute errechnete mögliche Klima-Szenarien werden sich also erst deutlich zeitversetzt auswirken, im Guten wie im Schlechten.

Claudia Blaurock hat anschaulich und lebendig berichtet, beispielhaft sei genannt ein Entsiegelungsprojekt auf einem Dresdener Schulhof, in dessen Prozess Eltern eingespannt wurden und durch Überzeugung zu Baum-Spender:innen. Dabei warf sie unter anderen die Frage auf, dass eine planerische Herausforderung darin besteht, für eine Zukunft zu pflanzen, die wir heute noch gar nicht kennen. Sie wird nicht müde daran zu erinnern, wie wichtig fundierte Pflanzenkenntnisse für unsere Profession sind. Und ihr Plädoyer, wo immer möglich: Altbäume erhalten!

Moritz Möllers brachte aktuelle Beispielprojekte aus seinem Büro Bruun & Möllers aus Hamburg mit vom Eichtalpark in Hamburg-Wandsbek und dem Platz der Luftbrücke in Berlin. Die komplexe Entwässerungsplanung in dem Berliner Stadtraum hat einmal mehr die Diskussion über Baumrigolen angestoßen und die Frage, wie sich Landschaftsarchitekt:innen in der Schnittstelle zur Entwässerungsplanung positionieren.

Erst sportlich angeleitet unter den Augen von Axel Fichtner, dann musikalisch begleitet vom großartigen Jesse Grell Trio fand der Abend im Uwe Seeler Fußball Park einen gemütlichen Ausklang.

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Der Samstag Vormittag startete mit dem Spagat zwischen zu viel und zu wenig Wasser. Sandra Mörschel hat informativ von der Initiative „Schleswig-Holstein macht sich wasserstark“ berichtet, die als Reaktion auf die Ereignisse im Ahrtal angestoßen worden ist. Laut Frau Mörschel sind Köln und Hamburg derzeit Vorreiterstädte bei der Erstellung von Starkregenkarten, die grundstücksgenau den Gefährdungsgrad in Bezug auf Starkregenereignisse klassifiziert und darstellt. Frau Mörschel hat zudem Kampagnen des Landes vorgestellt, die private Grundstücksbesitzer:innen auf Starkregen- und Überflutungsgefahren hinweisen sollen.

Es folgte im Anschluss ein sehr eindrücklicher Vortrag von Luc Knödler, der die Begriffe von Agroforst und Keyline Design anhand konkreter Projekte und deren Umsetzung veranschaulichte. Wie kann gleichzeitig mit zu viel und zu wenig Wasser in der Landwirtschaft umgegangen werden? Wie kann Bodenerosion entgegengewirkt werden und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit des Ertrags im Blick behalten werden? Wie kann Wasser in der Landwirtschaft ‚geparkt‘ und für eine spätere Nutzung auf dem Feld bereitgestellt werden? Hier setzen sogenannte Keyline-Design-Projekte an, die Landwirte im Hinblick auf eine Klimakulturlandschaft beraten wollen. Zum vertiefenden Einstieg: Nur einen Tag nach der Malenter Runde strahlte das ZDF zu diesem Thema folgenden Beitrag aus:

Klimawandel und Wasser - Lösungen gegen Extremwetter

 

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In der abschließenden Podiumsdiskussion, in die das Moderator:innen-Team Steffi Werhahn und Bernward Benedikt Jansen mit kontroversen Thesen eingeführt hat, wurde gemäß der Fishbowl-Methode immer ein für das Publikum vakanter Platz freigehalten, wurde sehr kritisch und bestimmt der Stand unserer Profession diskutiert. Es kristallisierte sich heraus, dass es meinungs- und lautstarke Landschaftsarchitekt:innen braucht, um dem nicht weniger komplex werdenden Aufgabengebiet gerecht zu werden. „Lauter sein!“ ist hier nur ein Wunsch an unsere Profession… politischer werden … auch mal „low tech“-Lösungen anbieten können … die Pflanze als Unterscheidungsmerkmal zu anderen Fachbereichen mehr in den Fokus rücken und also hier auch die Ausbildung stärken … wieder hinwenden zum Handwerk  …. fachdisziplin-offen agieren …. durch höhere Löhne den Berufsstand „sexyer“ machen …. sich der Kernkompetenzen bewusst machen, nämlich dem Denken in dynamischen Prozessen und dem Verständnis von einem Genius Loci im Koordinatensystem … kurz: Es wurden viele interessante Aspekte andiskutiert, die die Teilnehmenden auf ihre Reise nach Hause mitnehmen konnten. Und da heißt es nun: ein Stück vom Geist von Malente in den Alltag einweben!

 

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Nach Beendigung der Vorträge und der Diskussionsrunde waren alle Interessierten noch eingeladen, den Malenter Kurgarten zu besichtigen. Wir hatten das große Glück, dass uns Frau Julia Freese als Vorsitzende der Freunde des Kurparks e.V. durch den Kurpark Malente geführt hat.

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Bei klarer Luft und sich Bahn brechenden Sonnenstrahlen hat Frau Freese begeisternd über die jahrzehntelange Geschichte des Parks berichtet, der überhaupt nur entstanden ist, weil zur Anerkennung eines Kurorts nun mal, neben der Kanalisation, ein Kurpark gehört. Karl Plomin, Hamburger Gartengestalter, hat ihn in engem Zusammenspiel mit der Architektur Peter Arps angelegt. Ende des 20. Jahrhunderts fiel der Kurpark in Ermangelung von Pflege und Mitteln quasi brach, und erst dem aufkommenden Engagement der Freunde des Kurparks im Jahr 2000 war es zu verdanken, dass der Park neu überplant und 2004 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Frau Julia Freese hat durch den topographisch bewegten Park geführt und mit viel Liebe und Kenntnis zum Detail über Kirsch-Haine, Steg-Konstruktionen, der Recherche zu Waschbetonplatten-Herstellern sowie Bezugsquellen bestimmter Rhododendren-Sorten, tropischer Üppigkeit in gemäßigtem Klima und dem Sicherheitshinweis und Kompromiss berichtet, dass Gärtner bei Steg-Arbeiten an der Schwentine Schwimmwesten zu tragen haben.

   

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Ein großer Dank geht an unsere Förderer und Sponsoren der diesjährigen 40. Malenter Runde: ACO, Baumschule Bruns, 4K Kommunalbedarf, Focus lighting, Baumschule Lorenz von Ehren, Firma Runge und der Architekten- und Ingenieurkammer Schleswig-Holstein.

Bericht: Kerstin König

 

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