Professor em. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Haber, einer der bedeutendsten und vielfach ausgezeichneten Vordenker der Landschaftsökologie und des Naturschutzes in Deutschland, beging am 13. September 2025 seinen 100. Geburtstag. Der bdla gratuliert dem Jubilar und Ehrenmitglied von Herzen und wünscht weiterhin gute Gesundheit und Schaffenskraft!
Auch wenn es schier unmöglich ist, das Lebenswerk des Jubilars vollumfänglich zu würdigen, möchten wir die Gelegenheit nutzen, gerade den jüngeren Kolleg:innen einen kurzen Einblick in sein weitreichendes Schaffen zu geben, das in vielen Bereichen auch heute noch wichtige Grundlagen unseres Handelns bestimmt und als Maßgabe unserer Entscheidungsprozesse dienen kann.
Wolfgang Haber, oft auch als "Vater der Landschaftsökologie in Deutschland“ bezeichnet, studierte Botanik, Zoologie, Chemie und Geographie an den Universitäten Münster, München, Basel, Stuttgart und Hohenheim. 1957 folgte die Promotion über Bodenatmung an der Universität Münster. Im selben Jahr wurde er wissenschaftlicher Assistent an der Universität Münster, ab 1962 Kustos am Westfälischen Museum für Naturkunde zu Münster.
1966 wurde er Professor und Lehrstuhlinhaber für Landschaftsökologie an der Technischen Universität München in Freising-Weihenstephan und ergänzte den damaligen Studiengang Landespflege um die davor vernachlässigten naturwissenschaftlich-ökologischen Inhalte.
In dieser Zeit war er unter anderem maßgeblich an der Gründung der Nationalparke Bayerischer Wald und Berchtesgaden sowie an der Begründung der Biotopkartierung beteiligt, deren erster Durchlauf 1976 im Freistaat Bayern damals deutschlandweit einmalig stattgefunden hat. Im selben Jahr wurde auch das erste Bundesnaturschutzgesetz verabschiedet, in dem sowohl Landschaftsplanung als auch Eingriffsregelung als gegenüber dem bisherigen Schutzgebietsdenken flächendeckende Ansätze des Naturschutzes erstmals bundesweit normiert wurden.
Mit seiner Lehr- und Forschungstätigkeit leistete er wesentliche Pionierarbeiten zu ökologischen Grundlagen des Naturschutzes, der Landes- und Landschaftspflege sowie der Landschaftsplanung.
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Seine exzeptionelle fachliche Kompetenz führte dazu, dass er weit über die reine Wissenschaft hinaus eine große Wirkung auf Politik und Gesellschaft entfalten konnte. Hilfreich dabei war sicherlich auch seine persönliche Wesensart, die er im Rahmen seiner Ernennung zum Ehrenmitglied des bdla 2008 selbst so beschrieb: „Ich bin kein Mensch, der Gegensätze und Feindbilder vertritt, auch wenn ich klare Meinungen äußere, sondern bemühe mich um Überbrückungen und Partnerschaften.“
Brücken gebaut hat Wolfgang Haber in seiner Zeit viele: etwa zwischen Naturschutz und Landwirtschaft oder auch zwischen Landschaftsarchitektur und Landschaftsökologie, gegen deren Trennung er sich immer verwehrte.
Entsprechend seiner herausragenden Fähigkeiten und seiner wegweisenden Ansätze wurde seine Expertise immer wieder auch von der Politik gesucht und geschätzt. So war Wolfgang Haber u.a. ab 1981 Mitglied im Rat von Sachverständigen für Umweltfragen der Bundesregierung, ab 1985 bis 1990 dessen Sprecher. In den Jahren seiner Mitwirkung in diesem Gremium sind enorm wichtige und auch heute immer noch weiterwirkende Berichte erschienen. Von 1990 bis 1996 war er zudem Präsident der International Association of Ecology (Intecol), des Dachverbandes der nationalen Fachverbände der Wissenschaft Ökologie.
Neben zahlreichen weiteren hochrangigen Auszeichnungen mögen hier stellvertretend nur die beiden vielleicht wichtigsten genannt werden: 1993 erklärte ihn die Deutsche Bundesstiftung Umwelt zum ersten Preisträger des Deutschen Umweltpreises. Er erhielt diese Auszeichnung, die nicht zu Unrecht auch Deutscher Umwelt-Nobelpreis genannt wird, für sein Lebenswerk. Sehr besonders war sicher auch die Ehrung mit dem Maximiliansorden. Die auch als bayerischer Nobelpreis bezeichnete Auszeichnung wurde seit seiner Einrichtung im Jahre 1863 an weniger als 200 Wissenschaftler und Künstler vergeben, und so finden sich auf der Liste der bisherigen Träger so illustre Namen wie Alexander von Humboldt, Carl Friedrich Gaus, Herrmann Helmholtz und Theodor Mommsen.
Schlussendlich soll nicht unerwähnt bleiben, dass Wolfgang Haber nicht nur im Rahmen des damals neuen Studiengangs Landespflege (heute: Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung) das Studium der Landschaftsökologie an der TU München aufbaute, sondern mit seiner richtungsweisenden Forschung und seiner begeisternden Art zu Lehren ganze Generationen von Landschaftsplaner:innen, Landschaftsarchitekt:innen und Naturschützer:innen prägte.
Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals ausdrücklich für das jahrzehntelange, unermüdliche Engagement bedanken und wünschen Wolfgang Haber weiterhin viel Kraft, Gesundheit und Schaffensfreude!
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