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Architects not architecture in München. Foto: Irene Osei-Poku

Architects, not architecture. Ein Gespräch über Architekturvermittlung

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Wir wissen ja nicht, wie es Ihnen geht. Wir jedenfalls haben lange auf ein Format wie Architects, not architecture gewartet. Denn auch uns hatte schon lange die Frage beschäftigt, wie sich Architektur einem großen Publikum kurzweilig vermitteln lässt.

Dieses Format spielt so herrlich leicht mit den Themen der Architektur, in dem es die Protagonisten ganz bewusst nicht über ihre Projekte reden lässt. Im Vordergrund steht immer der bzw. die Planerin selbst. Was zuerst merkwürdig klingt, entwickelt eine unerwartete wie wertvolle Dynamik. Hier scheinen vor allem die Prinzipien und Überzeugungen der Macher*innen auf. Das liefert dem Zuhörer oft mehr Denkanstöße als langwierige Referate über einzelne Projekte und deren Details.

Wir haben uns mit Fermín Tribaldos, Mastermind hinter „Architects, not architecture“ unterhalten, wie sein Format entstanden ist, was er sich davon erhofft und worauf sich Besucher seiner mittlerweile auch über Deutschland hinaus stattfindenden Veranstaltungen freuen können.

Hallo nach Hamburg! Fermín, kannst du dein Format bitte nochmals selbst in wenigen Worten für alle vorstellen, die noch nie da waren?

Fermín Tribaldos: Hallo zurück! „Architects, not Architecture“ bringt ans Licht, was man leider zu selten sieht, was aber einen sehr großen Einfluss auf die Projekte hat: die Person dahinter, ihr Werdegang, die Haltung und die ausschlaggebenden Erfahrungen. Also alles, was diese Person und ihre Architektur geprägt hat und sich in ihren Werken wiederspiegelt. Wenn man nur die Projekte kennt, nimmt man lediglich die öffentliche Seite der Architektur wahr, aber eben nicht die entscheidenden Facetten dahinter. Neben diesen Inspirationen war es zudem Ziel, Architektur auch ein Stück weit zu „feiern“.

Der Programmablauf ist dabei immer der Gleiche: Wir laden drei namenhafte Architekten ein, die nicht über ihre Projekte sprechen dürfen. Jeder Architekt hält einen 20-minütigen Vortrag, es folgt ein zehnminütiges Interview und im Anschluss gibt es eine Diskussionsrunde mit allen Sprechern und Fragen vom Publikum.

Deine seit 2015 in fünf deutschen Großstädten laufenden Veranstaltungen haben einen enormen Zulauf. Wie bist du eigentlich auf diese ungewöhnliche Idee gekommen?

Fermín Tribaldos: Uff! Auf die Idee, diese Veranstaltung zu machen, kam ich eigentlich, weil ich das Thema insgesamt sehr spannend finde. Ursprünglich wollte ich lediglich ein oder zwei Veranstaltungen mit den wichtigsten Architekten in Hamburg organisieren. Erfahrung mit Veranstaltungen hatte ich noch kaum, aber eben große Neugier und Interesse. Und zu verlieren hatte ich ja nichts! (lacht)

Eine Veranstaltungsreihe in ganz Deutschland zu etablieren, war also gar nicht mein Ziel. Und ich hätte auch nie gedacht, dass ich die Gelegenheit bekommen würde, das Format ins Ausland zu exportieren! Das hat sich einfach nach und nach ergeben.

München Edition 01. Foto: Irene Osei-Poku
Du bist selbst Architekt, hast u.a. an der Bauhausuniversität Weimar studiert und in Hamburg gearbeitet. Was begeisert dich persönlich am Thema Architektur?

Fermín Tribaldos: Abgesehen von den eigenen biografischen Aspekten fasziniert mich einfach das, was gute Architektur bewirken kann - ihre positiven Emotionen und Veränderungen. Und gleichzeitig die Begeisterung, die nötig ist, um diese Verbesserungen zu realisieren.

Es gibt Architektur, die Orte schlicht verändert. Entweder Projekte, die in sich ruhen wie etwa die St. Mary Cathedral von Kenzō Tange. Oder solche, die wie das Oslo Opera House Snøhetta ihre Umgebung positiv beeinflusssen. Wenn solche Konzepte funktionieren, finde ich das großartig. Was ich auch liebe, sind die feinen Details in der Realisierung. Diese Leidenschaft für die kleinen und gut gemachten Details spürt man, wenn man sich in einem Raum aufhält. Ich denke da zum Beispiel an die japanische Architektur oder an die Innenarchitektur von John Pawson.

Was sind für dich die faszinierendsten Momente in deinen Events?

Fermín Tribaldos: Ich liebe es, wenn die Sprecher, die ich vor einer Veranstaltung natürlich bereits getroffen habe, auf der Bühne etwas erzählen, mit dem ich absolut nicht gerechnet hätte. Selbstverständlich habe ich mich vorher intensiv mit ihnen befasst, kenne ihre Projekte, recherchiere in Vorträgen und Interviews... und trotzdem kann man nie wissen, was auf der Bühne passieren wird!

Wenn sich meine Gäste öffnen, das Format annehmen und mit Leben füllen, ist das Ergebnis eine absolute “Bombe”. Dann kann es nur hoch interessant, grandios und sehr lustig werden.

Welche bekannten Landschaftsarchitekt*innen hattest du schon auf dem Podium und was hat dich beeindruckt?

Fermín Tribaldos: Ich hatte mir von Anfang an vorgenommen neben Hochbauarchitekten nach Möglichkeit auch Städteplaner und Landschaftsplanen einzuladen, deren Arbeit ich sehr schätze. Denn die Disziplinen haben ja viele Gemeinsamkeiten und auch Berührungspunkte in der Zusammenarbeit.

Bisher hatte ich das Vergnügen, die Landschaftsarchitekten Hinnerk Wehberg von WES LandschaftsArchitektur und Andrea Gebhard von mahl.gebhard.konzepte erleben zu dürfen. Beide haben einen spannenden, fast schon abenteuerlichen (Berufs-)Weg hinter sich. Hinnerk Wehberg war ursprünglich Maler und Bildhauer und Andrea Gebhard studierte Soziologie und Geographie, bevor sie zur Landschaftsarchitektur gestoßen ist.

Umso mehr freue ich mich nun auf die kommende Veranstaltung mit Regine Keller, die ja ebenfalls eine unglaublich spannende Vita mitbringt!

München Edition 03. 17. Oktober 2018, Gasteig München

Zu Gast ist u.a. Prof. Regine Keller. Auch sie kam auf Umwegen zur Landschaftsarchitektur. Nach Studium, Ausbildung und Tätigkeit im Bereich Theater absolvierte sie erst eine Ausbildung im GaLaBau, um dann Landschaftsarchitektur in München zu studieren. 1998 gründete sie ihr Büro. Seit 2005 hat sie zudem den Lehrstuhl Landschaftsarchitektur und öffentlicher Raum an der TU München inne. Entsprechend interdisziplinär ist auch ihre Arbeitsweise: im Dialog mit Architekten, Städteplanern, Künstlern und Ingenieuren. Weitere Informationen 


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